“Ihr seid doch verrückt!”

Das war wohl der Satz, den wir vor Baubeginn am häufigsten hörten. Später, als man schon ein wenig erahnen konnte, was einmal werden würde und uns immer noch niemand zur Vernunft bringen konnte, war es dann: “Schön wird’s ja schon, aber die viele Arbeit …”. So richtig glauben wollte es wohl bis zum Schluß keiner und oft waren auch wir uns nicht so sicher.

Aber von vorne:

Los ging das Ganze, wie es meistens so ist, im Wirtshaus. Martinas Vater Josef, als Gartenbauvereinsvorstand und der damalige Bürgermeister Scharf saßen bei der Dorfversammlung zusammen und irgendwie kam man über den Schandfleck von Neusath. In der Hoffnung es später abreissen zu dürfen und einen Obstgarten anlegen zu können, bot Sepp an, das Hüthaus zu kaufen. Hintergrund war wohl auch der Garten auf der anderen Straßenseite, sowie der Erdkeller, die zum Grundstück gehörten. Kurze Zeit später war der Kauf vom Notar beglaubigt und alles nahm seinen Lauf. Zwar genehmigte der Stadtrat den Abriss, doch das zuständige Denkmalschutzamt legte sich natürlich quer.

Mehrere Jahre ging es nun hin und her und eine Lösung war nicht abzusehen. Für die eine Seite war das Haus historisch zu wertvoll, für die andere Seite die Kosten einer Sanierung unaufbringbar. Die Presse hatte genug Stoff um seitenweise die Zeitung zu füllen und die Stube des Hüthauses war mittlerweile Taubenschlag, der Dachboden Holzlager.

Ein erster Lichtblick war dann der Besuch vom Nabburger SPD-Stadtrat Karl Kirch, der von einem Architekten erzählte, der sich auf die Restauration von alten Häusern spezialisiert habe und der sich das Hüthaus auch mal völlig unverbindlich anschauen würde. Als Herr Meiller dann das erste Mal da war, erzählte er von einem Haus bei Sulzbach-Rosenberg, das ähnlich gebaut sei und einmal mindestens genauso baufällig war, von Zuschüssen die alle möglichen Stellen geben würden und vom besonderen Flair, den so ein Häuschen mal haben würde. Für mich war das Hüthaus aber nur ein Hühnerstall und dessem Flair konnte ich damals gar nichts abgewinnen. Trotzdem fuhren Martina und ich aber mit auf Besichtigungstour nach Wurmrausch bei Sulzbach. Wäre es wohl nicht ein so wunderschöner Sommertag gewesen und die Stimmung vorher nicht schon so gut, wären wir wohl nicht so motiviert zurückgekommen. Ja selbst ich konnte mir plötzlich vorstellen, die Tauben aus der Stube zu vertreiben um mir die Schinderei einer Sanierung anzutun. Auch war es für kurze Zeit nebensächlich, dass das Haus auf drei Seiten auf der Grenze des Grundstückes stand, welches selbst nur 300 qm groß war.

Die Ernüchterung kam wie der Schlag mit dem Holzhammer. Hochmotiviert kamen wir zurück, um 5 min später mit betretenen Mienen wieder das Haus zu verlassen. Irgendwie sah das alles ganz anders aus, als wir uns das im Kopf schon ausgemalt hatten. Das stand einfach keine hübsche alte Eckbank in der Stube sondern ein vollgekackter (Sorry) Futtertrog. Und kaum hatte ich das Haus betreten, stieß ich auch schon mit dem Kopf an der Decke an, denn die Zimmerhöhe betrug stellenweise nur 1,80 m. Frustriert fuhren wir wieder nach Hause und verlegten uns mehr darauf, alles am Papier zu planen und nur im Notfall das Höthaus zu betreten, z.B. um etwas nachzuvermessen.

Schön langsam festigte sich dann die Entscheidung es anpacken zu wollen, doch mußte vorher die finanzielle Seite geklärt werden. Wir stellten also unsere Anträge an die entsprechenden Stellen und dann ging es los zum “Patenbitten”. Überall stießen wir auf offene Ohren und eine Unterstützung wurde uns zugesagt. Zwar war es eigentlich eine der Bedingungen, die wir uns selbst gestellt hatten, erst zu beginnen, wenn wir schriftliche Zusagen hätten, doch dazu wollte und konnte sich wohl niemand bereit erklären.

Letztendlich haben wir aber von allen Stellen das bekommen, was wir einkalkuliert hatten, um die Mehrkosten, die wir gegenüber einem Neubau haben würden zum großen Teil abdecken zu können. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei der Stadt Nabburg, dem Landkreis Schwandorf, dem Bezirk Oberpfalz, Herrn Dr. Heinzlmeir vom Amt für ländliche Entwicklung und nicht zuletzt bei Herrn Dr. Mannewitz vom Landesamt für Denkmalpflege bedanken.

Mit einem flauem Gefühl im Magen fuhren wir dann nach Amberg um den Bauvertrag mit Herrn Meiller zu unterschreiben und unser Vorhaben (zu unserer Hochzeit hatten wir das Hüthaus “geschenkt” bekommen) formal zu beginnen.